Weihnachtskonzert 2003 in Tettnang

Solistische Glanzleistung des jungen Peternek

TETTNANG (fjl) – Es gehört in Ravensburg zur langjährigen Tradition, dass das Oberschwäbische Kammerorchester mit einem Weihnachtskonzert in die Festtage einstimmt. Heuer konzertierte es zuvor noch in Tettnang unter der Leitung des in Tettnang ansässigen Michael Wieder mit einem stark barockgeprägten Programm und dem Cellokonzert in D-Dur von Haydn.

Festliche Atmosphäre im voll besetzten Rittersaal schuf gleich das Concerto grosso op. 3/5 in d-moll für zwei Oboen und Streichorchester von G.F.Händel, dessen erster Satz Michael Wieder in weitausholender wie präziser Dirigiergeste vornehmen ouvertürenhaften Charakter bei fülligem Orchesterklang gab. Dazu hoben sich im Allegro die wendig musizierten schnellen Figurationen ebenso ab wie zum folgenden majestätisch angelegten Adagio. Danach traten Violinen, Violen und Oboen in schönen Dialog zueinander, gefolgt von einem kraftvollen, geschlossen intonierten Unisono und weitgespannten Melodiebögen.

Besonders gespannt war das Publikum auf den Auftritt des jungen Tettnanger Cellisten Michael Peternek, der dafür das musikalisch wie technisch höchst anspruchsvolle Konzert für Violoncello und Orchester in D-Dur von Joseph Haydn wählte. Allein schon mit der reinen Intonation bei den vielen hohen Lagen und den dahinströmenden Skalen und Figurationen bestach der Solist. Dem gesanglichen Charakter des ersten Satzes entsprach er auch in warmer Tongestaltung und virtuosem Beiwerk, das in der brillant gespielten Kadenz von Maurice Gendron gipfelte. Nach dem Adagio in vornehmer Klangkultur faszinierte Peternek erneut mit seinem temperamentvollen Spiel bei fast atemberaubender Virtuosität und reifer musikalischer Gestaltung.

Was passte für solch ein Konzert besser als das Concerto grosso in f-moll, dem sog. Weihnachtskonzert von Pietro Locatelli mit schwerlastenden, doch rein intonierten Moll-Akkorden beim eröffnenden Largo. Weitschwingende Melodiebögen der ersten Violine lockerten das Grave auf, um dann im Vivace mit einem lebendigen Wechsel von Concertino und Tutti mehr freudige Stimmung in das Werk zu bringen, das dennoch in den weiteren langsamen Sätzen mehr die besinnlichen Klänge in zum Teil kühnen harmonischen Weitungen forderte. Und welchen Überraschungseffekt haben sich die Ravensburger ausgedacht, als sie noch vor der abschließenden stimmungsvollen Pastorale »24« von Reiner Schuhenn in das Concerto einschoben und mit witzigen, fast schon jazzartigen Anspielungen auf »Morgen kommt der Weihnachtsmann« Modernes mit Altem effektvoll verwoben.

Klassischer Abschluss dann mit der Sinfonie Nr. 22 in D-Dur »Der Philosoph« von Haydn gleichsam als verbindendes Element zum Cellokonzert. Doch hier noch eine frühe konventionelle Komposition, der Michael Wieder gelöste Unbekümmertheit in farbigem Spiel von Streichern und Bläsern entlockte. Schwungvolle Passagen im Presto wechselten mit gemessenen fröhlichen Menuett-Schritten. Echte Finalwirkung versprühte das Presto mit federnden Streicherpassagen und farbigen Englischhorn-Klängen – langanhaltender Beifall…


Schwäbische Zeitung, vermutlich Januar 2004